Glaube

 

 

Bei uns zu Hause hat schon seitdem ich denken kann das Christkind die Geschenke und die guten Gaben am Heiligen Abend gebracht. Ich selbst habe das Christkind zwar noch nie gesehen, habe auch nur eine vage Vorstellung davon wie es aussieht, aber ich wusste und ich weiß auch immer noch, dass es das Christkind ganz sicher gibt. Irgendwann kam ich zwar in ein Alter, da habe ich dann die Dinge hinterfragt und bemerkte, dass der Wunschzettel, den ich schrieb und auf´s Fensterbrett legte, nicht vom Christkind selbst abgeholt wurde, sondern aus irgendwelchen Gründen bei meiner Mutter in der Handtasche lag. Es war ein unausgesprochenes gelüftetes Geheimnis, das sich irgendwie verselbständigte. Wir sprachen trotzdem immer noch vom Christkind und so schrieb ich natürlich auch weiter meine Wunschzettel ans Christkind und legte sie zur Abholung auf unser Fensterbrett.

 

Mit der Geburt unserer Kinder wurde dieser jahrhundertealter Brauch weitergeführt und ich habe immer fest gehofft, das niemand unseren Kindern diese Illusion zerstört. Mittlerweile geht unser Sohn bereits zur Schule in die 2. Klasse und ich war fest davon überzeugt, dass zumindest mit dem Beginn der Schulzeit und dem Zusammenkommen der Kinder unterschiedlichster Kulturen und Traditionen der Glaube ans Christkind abrupt beendet wird.

 

 

Aber wie durch ein Wunder gab es bis zum heutigen Tag nicht ein einziges Mal die Frage nach der Herkunft und der Existenz des Christkinds. Schon oft sind wir gemeinsam in Situationen geraten, in denen Menschen frei vom Glauben über das Christkind und den Glauben der Kinder ans Christkind, ohne groß darüber nachzudenken, ob Kinder in der Nähe stehen, bespotteten und lachten. Sie erzählten im Beisein unserer Kinder wie sie am heiligen Abend die Geschenke unter dem Tannenbaum platzieren, so dass es keiner mitbekommt. In diesen für mich äußerst unangenehmen Situationen schalteten unsere Kinder verrückterweise total auf Durchzug. Sie wollten es nicht hören und sie wollen einfach weiter an ihr Christkind glauben. Der Glaube ans Christkind ist so stark und viel stärker als das was wir manchmal irgendwo hören.

 

 

In der Welt am Sonntag gibt es jedes Jahr auf´s Neue den Brief von der kleinen Virginia, die vor mehr als 100 Jahren an die “New York Sun” in “einer dringenden Angelegenheit” schrieb. Einige ihrer Freunde wollten ihr den Glauben an den Weihnachtsmann zerstören und sagten ihr, dass es diesen gar nicht gebe. Die Antwort war dem Chefredakteur so wichtig, dass er einen seiner besten Leute daran setzte. Und seine Antwort ist einfach perfekt. Sie ist allgemeingültug und gilt nicht nur für den Weihnachtsmann sondern auch für das Christkind oder woran wir sonst noch so glauben. Dies ist ein kleiner Teil der Antwort des Kolumnisten, der vor über 100 Jahren an die kleine Virginia schrieb:

 

 

{….} Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens Kindern und Erwachsenen unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen –, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles.

Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein.” {….}

 

Und genau darum glauben wir auch heute noch ans Christkind und werden es immer tun. Natürlich gibt es das Christkind. Wir werden jedes Jahr auf´s Neue ganz oben am Fenster stehen und auf das Christkind warten. Wir werden uns jedes Jahr die Hälse verrenken und doch nur einen leichten Schimmer am Himmel entdecken, der vielleicht auf´s Christkind hinweist.

 

Für diesen Glauben bin ich dankbar und ich bin mir sicher, dass nichts wichtiger im Leben ist als unser Glaube.

 

Frohe Weihnachten.

Eure Alexandra

One thought on “Vom Zauber der Weihnacht // Oder warum unsere Kinder noch ans Christkind glauben”

  1. Bei ist es genauso ? die große Tochter (auch zweite Klasse) hat auch noch nicht eine kritische Frage gestellt, obwohl ich weiß, dass es auf dem Schulhof das Thema schon gab. Ich würde sie nie direkt anlügen und z.Bsp. sagen, ich hätte das Christkind gesehen oder dergleichen… Ich denke, das würde sie mir übel nehmen… Aber wir glauben einfach alle ganz selbstverständlich daran und so ist es schön. Lg Elisabeth

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