Nachhaltige Kindermode made in Germany

 

Meike und ihre wunderschöne zeitlose Bio-Mode für Kinder aus der Sandstrasse kenne ich jetzt bereits einige Jahre und wir zwei verfolgen uns täglich in diesem verrückten World Wide Web. Ich bin ganz großer Fan von Meike und ihren ganz individuellen und bezaubernden Kleidungsstücken seit der ersten Stunde. Sie näht nicht nur selbst sondern entwirft mit viel Leidenschaft ihre eigene Kollektion. Produziert wird in ebenfalls in Deutschland. Ich frage mich immer wieder wie sie das alles mit drei Kindern und Haus unter einen Hut bekommt.

 

Darum freue ich mich heute ganz besonders Euch ein Interview mit Meike präsentieren zu dürfen, indem sie uns ein wenig mehr über sich und über ihr Leben in der Sandstrasse erzählt.

 

 

 

 

 

Interview mit Meike Rüger (Inhaberin und Herzstück der Sandstrasse)

 

 

1. Wann fiel der Startschuss für die Sandstrasse und wie kommt man auf die Idee neben (Groß-)Familie ein solches Business sowie die weitere große Verantwortung auf sich zu nehmen? Erfahrung hattest Du bereits in der Branche, oder?

 

Ich habe Mode studiert und hatte nach meinem Studium mit zwei Freundinnen ein kleines, feines Label, mit dem wir 2x im Jahr auf Messen in Berlin, Paris und Kopenhagen gegangen sind. Wir hatten auch einen eigenen Laden in Berlin-Mitte und haben unsere Sachen sogar in Berlin in den Galeries Lafayette und im Breuninger in Stuttgart verkauft. Heißt, ich habe mich schon einmal mit einem Modelabel selbständig gemacht, allerdings gehe ich momentan nicht auf Messen und verkaufe nur über meinen eigenen Onlineshop – und habe inzwischen 3 Kinder.

Mein Label Sandstrasse gibt es seit Anfang 2015. Ich hatte viele Ideen und große Lust, es zu versuchen. Außerdem schien mir diese Arbeit ideal zu sein, denn ich konnte trotzdem immer für meine Kinder da sein (seit ich Kinder habe, habe ich eigentlich immer nebenbei selbständig gearbeitet, ich war das also gewohnt). 

Als große Verantwortung habe ich die Sandstrasse nie gesehen, das Label wächst langsam, aber beständig, was mich sehr freut.

 

 

 

 

 

2. Nach all den Jahren Selbständigkeit, erzählst Du mir ein wenig wie die Vereinbarkeit zwischen Familie und Selbständigkeit bei Dir im Alltag aussieht? Geht es Deinen Kindern nicht manchmal auf die Nerven, wenn Mama wieder nähen muss?

 

Ja, natürlich! Die Kinder finden es einerseits toll, was ich mache, andererseits nervt es sie auch, denn meine Zeit ist sehr knapp bemessen, weswegen ich mit wenigen Ausnahmen 7 Tage die Woche und bis spät am Abend arbeite. Ich möchte aber nicht, dass meine Arbeit auf Kosten der Kinder geht. 

Ich habe meine 3 Kinder relativ schnell hintereinander bekommen. Inzwischen sind sie 4, 6 und 8 Jahre alt und ein ganz tolles Team. Sie spielen sehr viel und gut miteinander, sodass ich auch oft nachmittags noch etwas arbeiten kann. 

Der Vormittag ist immer eine Mischung aus Haushalt/Erledigungen/einkaufen und arbeiten, der Nachmittag gehört den Kindern. Wenn die 3 schlafen, gehe ich wieder ins Atelier. Am Wochenende kann ich meist tagsüber etwas mehr arbeiten.

 

3. Sandstrasse steht für Qualität und Nachhaltigkeit. Du produzierst Deine Kleidung in Deutschland, nicht wie viele andere, in Ländern, die eine Produktion zu wesentlich günstigeren Kosten anbieten? Warum?

 

Die Produktion, in der ich einen Teil meiner Kollektionen nähen lasse, kenne ich schon lange – aus der Zeit, in der ich damals das Label in Berlin hatte. In Deutschland nähen zu lassen bedeutet kurze Wege und hohe soziale Standards. Außerdem kann ich hier auch kleine Stückzahlen nähen lassen. Ich kann die Stoffe und Schnitte selbst hinbringen, einen Kaffee mit dem Chef trinken und ein bisschen plaudern. Immer, wenn ich aus der Produktion in der Nähe von Chemnitz wieder nach Hause fahre, denke ich, genau das ist es, was ich will: „bio“ und „made in Germany“ – auch, wenn es sehr teuer ist. Einzig dass ich, solange ich in Deutschland fertigen lasse, nicht auf Messen gehen und an Einzelhändler verkaufen kann, finde ich sehr schade (ich verkaufe die Sachen an meine Kunden quasi zum Einkaufspreis. Die Marge für Händler und mich wäre sonst lächerlich oder die Kleidungsstücke absurd teuer.) Sandstrasse kann man also nur in der Sandstrasse (www.sandstrasse-shop.com) kaufen.

Ich lege großen Wert auf hochwertige Stoffe und eine gute Verarbeitung. Nur in dieser Kombination kann ich langlebige Kleidung erwarten, die den vermeintlich hohen Preis rechtfertigt. (Was natürlich nicht bedeutet, dass nicht auch eine Sandstrasse-Hose bei entsprechender Bearbeitung einmal löchrige Knie bekommen kann.) 

Ich wünsche mir, dass die kleinen Kleidungsstücke lange getragen und weitergegeben oder –vererbt werden. Meine Kinder tragen selbst sehr viel Sandstrasse, sodass ich immer weiß, wo evtl. Schwachstellen sitzen und diese beheben oder verbessern kann.

Ich finde es so schade, dass viele Menschen nicht zu wissen scheinen, dass keine Maschine ihr T-Shirt genäht hat und dass an einer Jeans für 10€ etwas nicht stimmen kann.

Und dass am Ende kein Kleidungsstück, das man nicht benötigt, nachhaltig ist.

 

 

 

 

 

 

4. Du sitzt für die Sandstrasse nicht nur an der Nähmaschine, Deine Kollektionen sind aus Deiner Hand entsprungen. Wann kommen Dir die besten Ideen für die nächste Kollektion?

 

Die Ideen zu den neuen Kollektionen (die jeweils im Frühling und Herbst erscheinen), kommen mir meist, wenn ich alleine bin, beim Spaziergang, beim Radfahren oder Joggen. Oft sind es Kleinigkeiten, die mich inspirieren: die „Emmi & Egon“ – Kollektion habe ich zur Erinnerung an meine geliebte Oma Emmi kurz nach ihrem Tod gemacht. Verarbeitung auf eine ganz andere Art, und so gerne hätte ich sie ihr gezeigt! „My little place“ ist dem Allgäu gewidmet, einem meiner Lieblingsorte, an dem ich als Kind sehr oft in den Ferien war, und wo wir auch jetzt als Familie manchmal den Urlaub verbringen. Beim „vom Fliegen“ war es ein Buch, das wir unserem Sohn geschenkt hatten: die kleine Lindbergh-Maus mit wunderschönen Illustrationen. Die Kinder und ich haben uns deswegen etwas intensiver mit der Fliegerei beschäftigt. Der kommende Winter wird ein bisschen musikalisch (mein Sohn spielt Gitarre und möchte gern Rockstar werden)…

Viele Teile, bsp. die kurzen und langen Latzhosen, Overalls und Shorts, sind aber Basic-Teile, die es in jeder Kollektion gibt. Die man genauso gut im Sommer wie im Winter tragen kann und die ein bisschen mitwachsen.

Solange der Stoff noch auf Vorrat ist, gibt es auch noch Teile aus vergangenen Kollektionen zu kaufen. Es ist mir zudem sehr wichtig, dass die Kleidungsstücke zeitlos sind.

 

 

5. Verrätst Du uns noch wie Deine Ziele für die nächsten 5 Jahre aussehen? Was wünschst Du dir für die Sandstrasse?

 

Oh, das ist schwer. Ich wünsche mir natürlich noch mehr Kunden, und dass ich mehr Lagerware verkaufen kann. Das bedeutet natürlich, ich muss meine Kollektionen etwas verkleinern und mehr in die Produktion geben. Im Zuge dessen: eine bessere work-life-balace.

 

 

 

 

6. Zum guten Schluss musst Du uns bitte unbedingt noch Dein kleines Geheimnis verraten. Wie schaffst Du das alles nur? Hast Du Superkräfte und wenn ja, woher beziehst Du Deine Superkräfte?

 

Nein, leider nein. Ich denke, ich bin sehr diszipliniert (aber es geht nicht anders), ich verzichte auf vieles und arbeite, wie gesagt, 7 Tage die Woche für mein Herzensprojekt, das mir wirklich große Freude bereitet (wenn natürlich auch nicht immer). Keine Superkräfte, leider auch keinen Klon im Keller.

 

 

Für das Interview möchte ich Dir von Herzen danken. Du bist sicher nicht nur für mich ein Vorbild und Inspiration. Das Land braucht ganz sicher mehr Mamas wie Dich. Für die Zukunft der Sandstrasse wünsche ich Dir nur das Beste und ich freue mich auf viele weitere wunderschöne Kollektionen, die der Aktuellen noch folgen.

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